Zweibrücken Feuerwache nutzt jetzt Weltraumtechnik von Elon Musk

Die neue Einsatzleitzentrale ist vollgestopft mit Bildschirmen und Kommunikationstechnik.
Die neue Einsatzleitzentrale ist vollgestopft mit Bildschirmen und Kommunikationstechnik.

Moderne Technik soll die Zweibrücker Feuerwache gegen Stromausfälle, Daten-Blackouts oder Wetterkatastrophen wappnen. Bei der Wehr gibt es aber noch mehr Neuheiten.

„Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal hätten die Einsatzkräfte viel Schlimmes noch verhindern können, wenn sie bessere Kommunikationsmöglichkeiten gehabt hätten“, sagt Frank Theisinger. Der Zweibrücker Brand- und Katastrophenschutzinspekteur weiß von massiven technischen Problemen, die dort seinerzeit die Arbeit erschwerten. „In puncto Ausfallsicherheit und Blackout wurde uns allen im Ahrtal das Fürchten gelehrt. Hätten wir hier in Zweibrücken so eine Situation gehabt, wären auch wir ganz schnell an unsere technischen Grenzen gekommen.“ Seither werde in ganz Rheinland-Pfalz versucht, aus dem Unglück zu lernen. Eine Konsequenz daraus ist die nagelneue Einsatzleitzentrale (ELZ), die am Montagabend in der Zweibrücker Feuerwache in Dienst gestellt wurde.

Den neu eingerichteten Raum mit sieben Arbeitsplätzen, vollgestopft mit Computertischen, Großbildschirmen, Internet- und Telefontechnik, haben sich Stadt und Land rund 900.000 Euro kosten lassen. „Seit Dezember lief die Anlage probeweise, jetzt ist sie voll in Betrieb“, sagte Oberbürgermeister Marold Wosnitza am Montag.

Schon 150 Einsätze seit dem Jahreswechsel

„Schon im Jahr 2018 hatten wir darauf hingewiesen, dass unsere alte ELZ technisch veraltet war. Das ging schon damit los, dass kaum noch Ersatzteile aufzutreiben waren“, berichtete Frank Theisingers Stellvertreter Sven Blinn. Im Januar 2023 begannen die Bauarbeiten, die sich bis zum Jahresende erstreckten. „Seitdem haben wir über diese Anlage schon 150 Einsätze abgearbeitet“, erklärte Blinn. Und zwar unter topmodernen Bedingungen. „Würde unsere Kommunikation mit der Integrierten Leitstelle in Landau oder mit den Einsatzfahrzeugen von Feuerwehr oder Arbeiter-Samariter-Bund, die im Umland unterwegs sind, plötzlich gekappt, wären wir blind und taub“, verdeutlicht Blinn. Dieses Szenario könne man jetzt praktisch ausschließen: In der neuen ELZ laufe die Datentechnik über fünf voneinander unabhängige Netzwerke und zwei externe Internet-Leitungen. Bleibt die Versorgung von Netzanbietern wie Telekom, Telefonica & Co. plötzlich weg, kann die Zweibrücker Feuerwehr ihre Datenkommunikation und den Kontakt zu den Einsatzwagen neuerdings via Satellit aufrecht erhalten – über einen Zugang zu Elon Musks Starlink-System im Weltall. Und sollte mal eine Stromleitung ausfallen, „setzt nahtlos eine zweite ein“, so Blinn.

Frank Theisinger ist zuversichtlich, dass der Hallenneubau hinter der Feuerwache im Juni fertig wird.
Frank Theisinger ist zuversichtlich, dass der Hallenneubau hinter der Feuerwache im Juni fertig wird.

Bildschirme zeigen in Echtzeit Diagramme vom Deutschen Wetterdienst und der Leitstelle. Stets abrufbar sind Bewegungen der Feuerwehrautos und die jeweils aktuelle Anzahl an alarmbereiten Einsatzkräften.

Werkstatt und Tankstelle

Aber auch in anderen Räumen in der Feuerwache hat sich in den vergangenen Monaten eine Menge getan. Im Saal für Technische Leitung (TL), laut Sven Blinn dem „Hirn für Einsatz-Entscheidungen“, behalten die Führungskräfte mithilfe riesiger Bildschirme den Überblick über Wetterlage, Wasserstände und andere Ereignisse. Sollte das Zweibrücker Rathaus, das in hochwassergefährdeten Gefilden steht, eines Tages überflutet werden, sichern die Server der Feuerwache per Glasfaser-Direktleitung die digitalen Aktensammlungen der Stadtverwaltung. Das Feuerwehrhaus an der Landauer Straße steht in einer Zone, in der laut Frank Theisinger keine Hochwassergefahr droht.

Sven Blinn erklärt die Bildschirme im Raum für Technische Leitung.
Sven Blinn erklärt die Bildschirme im Raum für Technische Leitung.

Als Baustelle kommt hinter dem Feuerwehrhaus zurzeit noch das neue Hallengebäude daher, das im Juni seinen Dienst aufnehmen soll. Laut Frank Theisinger werden hier drei Wehrkameraden künftig ihren erlernen Beruf als KFZ-Mechatroniker ausüben, indem sie in einer Werkstatt mit Hebebühne die Feuerwehrfahrzeuge warten. Diese werden im Neubautrakt in einer Waschhalle gereinigt, und davor im Freien steht bald eine Tankstelle bereit, um die Einsatzwagen zu betanken – autark und unabhängig von Öffnungszeiten und möglichem Technikausfall in den öffentlichen Zweibrücker Tankstellen. Ergänzt wird das Platzangebot im Hallenneubau durch ein Regallager für allerlei Container und Einsatztechnik, die derzeit noch in der Fahrzeughalle zwischen den geparkten Wagen ihr Dasein fristen.

Keinen Dreck mehr in die Feuerwache schleppen

Komplettiert werden die Neuerungen durch eine zusätzliche Etage, durch die das bestehende Feuerwehrhaus derzeit aufgestockt wird: Dort werden Sozialräume und Ruhebereiche eingerichtet sowie eine Reinigungs- und Desinfektionsschleuse, in der sich die Einsatzkräfte nach getaner Arbeit säubern können. So bleibt die Feuerwache in Zukunft von eingeschlepptem Dreck verschont.

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